Wie agil ist HERMES 2022?
Bereits mit HERMES 5 wurde die Agilität in der Projektmanagement-Methodik offiziell eingeführt und damit auch im Bundesumfeld "legalisiert". Im Rahmen der Weiterentwicklung der Methode zu HERMES 2022 wurde die Agilität noch besser und umfassender in HERMES integriert. Diese Entwicklung ist sehr erfreulich und noch lange nicht abgeschlossen.
In Referenzhandbuch von HERMES 5 wird die Agilität 110-mal erwähnt, in HERMES 2022 bereits über 200-mal. Dies ist ein Indiz, dass auch in HERMES Agilität immer wichtiger wird. Wenn man genau hinsieht, sind die Unterschiede aber noch viel grösser. In HERMES 5 beschränkte man sich darauf, Agilität als Möglichkeit zur Steuerung des Entwicklungsprozesses anzuwenden. So gab es ein Modul "Entwicklung Agil", welches das Modul "Projektführung" ergänzte. Im Rahmen dieses Moduls musste dann zuerst der Entscheid zur agilen Entwicklung mit SCRUM getroffen und danach SCRUM eingeführt werden. Das Phasenmodell erfuhr keine Anpassungen: Die Phasen Initialisierung, Konzept, Realisierung und Einführung mussten inkl. der Phasenübergänge ganz normal abgewickelt werden. Dies führte dazu, dass das Modul von der Phase Konzept bis in die Phase Einführung teilweise ungeklärte und ungeregelte Situationen durchlief.
Abb.1: Agile Entwicklung in HERMES 5 (Quelle: Referenzhandbuch HERMES 5)
Agile Blackbox in HERMES 2022
In HERMES 2022 erfolgte dann eine deutlich tiefere Integration der Agilität in die Projektmanagement-Methode. So wurde einerseits für die agile Abwicklung von Projekten eine eigene Phase, die Phase «Umsetzung» geschaffen, welche die Phasen Konzept, Realisierung und Einführung vollständig ersetzt. Einzig die Phasen Initialisierung und Abschluss bleiben für agile und klassische Projekt bestehen. Die Entwicklung selber findet in einer Blackbox statt, zu welcher nur die Schnittstelle, in der Rolle des Anwendervertreters, definiert ist.
Diese Integration ist viel tiefer als noch in HERMES 5 und schafft die Möglichkeit im Rahmen der agilen Blackbox, neben SCRUM, verschiedenste agile Frameworks, zum Beispiel auch SAFe einzusetzen. Gleichzeitig bietet diese Möglichkeit wieder Friktionspotential. So ist der Einsatz von SAFe in Kombination mit HERMES nur bis zu einem gewissen Grad ohne Konflikte möglich. Während SAFe in der Ausprägung Essential weitgehend problemlos mit HERMES 2022 kombiniert werden kann, gibt es bei Portfolio-SAFe oder Full-SAFe Probleme, da SAFe in diesen Ausprägungen weiter geht und mehr umfasst als HERMES 2022.
Ein einfaches Zusammenführen ist hier nicht mehr möglich. Es braucht umfassende Anpassungen und Klärung von Verantwortlichkeiten und Aufgaben. Dies ist mit genügend grosser Flexibilität aller Beteiligten der HERMES- und der SAFe-Organisation durchaus möglich. Bedeutet aber doch einen grösseren Aufwand und fordert grosse Erfahrung in der Anwendung beider Methoden. Die Rexult AG hat schon mehrfach in solchen Konstellationen unterstützt und zu guten und praktikablen Organisationsformen beigetragen.
Zukünftige Lösung: HERMES-Portfoliomanagement
Unter der Leitung der BK-DTI (Bundeskanzlei) arbeitet aktuell eine Arbeitsgruppe an einem HERMES-Portfoliomanagement. Ein Ziel der Arbeitsgruppe ist es, die Integration von SAFe in HERMES und damit ins Bundesumfeld, weiter voranzutreiben. Dies ist dann die dritte Stufe von HERMES in Richtung Agilität und wird Projekte im Bundesumfeld noch agiler machen.
Die Rexult AG freut sich, im Rahmen des Mandats «HERMES integral», an der Weiterentwicklung von HERMES mitwirken zu dürfen!
Hans-Jürg Kleine
Senior Berater